Dassel/Sievershausen (red). Nachdem Maurice Tönnies die Jugendmannschaften von Hannover 96 und Eintracht Braunschweig durchlief und im Raum Hannover in der Landes- bzw. Bezirksliga gespielt hatte, kehrte er zu seinem Heimatclub SG Dassel/Sievershausen zurück. Dieser kickte zu diesem Zeitpunkt in der 1. Kreisklasse. Seitdem hat sich bei dem Verein am Solling einiges getan. Trainer Carsten Dankert führte die Spielgemeinschaft, die erst seit einiger Zeit ein eigenständiger, eingetragener Verein ist, in die Bezirksliga. Diese Ära wird im Sommer enden - Maurice Tönnies und Kevin Mundt, derzeit noch Torjäger im Diensten des FC Sülbeck/Immensen, werden ein Spieltrainer-Duo bilden (wir berichteten).

Unser Schülerpraktikant Aaron Bertram hat die Chance genutzt und mit Maurice Tönnies ein Interview geführt. Darin verrät der derzeitige SG-Kapitän, wie er zum Fußball gekommen ist, wie seine Jugendzeit bei Hannover 96 und Eintracht Braunschweig war und warum er sich die Rolle des Spielertrainers bei seinem Heimatverein zutraut.

"Hallo Maurice, wie bist du zum Fußball gekommen bist?"

„Fußball fing bei mir relativ früh an. Es muss mit sechs oder sieben Jahren gewesen sein, damals habe ich noch in Berlin gewohnt. Mein Bruder Leroy, mit dem ich witzigerweise gerade auch zusammenspiele, hat das immer ein bisschen vorgelebt. Berlin ist ganz anderes Pflaster als hier. Nach der Schule war ich draußen auf den Bolzplätzen, den in Berlin sogenannten Käfigen, unterwegs. Man ist nur nach Hause gekommen, um Abendbrot zu essen und dann ins Bett zu gehen.“

"Hattest du dann schnell einen Verein dort gefunden?"

„Ja, ich habe in der Jugend des SC Union Süd/Ost Berlin gespielt, der Fußballplatz war direkt nebenan.“

"Warum hast du dich für eine defensivere Position entschieden?"

„Was heißt entschieden? Torgefährlich war ich in der Jugend irgendwie noch nie. Ich war relativ schnell, gut gebaut und sehr aggressiv. Damals, als es ein bisschen professioneller wurde mit dem Fußball, habe ich gemerkt, dass das Mittelfeld eine ganz gute Position für mich war, weil ich die Bälle auch erobert habe und die Technik gehabt habe, das Spiel dann fortzusetzen oder auch zu beruhigen."

“Wie bist du zum Leistungsfußball gekommen?"

„Da wir relativ erfolgreich in der Jugend waren, wurde ich schnell vom Stützpunkt entdeckt und bin dann immer montags zum Stützpunkttraining nach Northeim gefahren. Später bin ich dann über jemanden aus Dassel, der Kontakte zu Hannover 96 hatte, nach Hannover gekommen. Der ist dann mit mir zum ersten Probetraining nach Hannover gefahren.“

"Also hast du keine Einladung von Hannover bekommen?"

„Ja. Ich hatte keine Einladung, aber wurde quasi empfohlen. Ich habe da dann zwei - drei Montage mittrainiert und dann hieß es später relativ schnell, dass sie mich für die C-Jugend haben wollten. Ich bin eine ganze Zeit fast jeden Tag nach Hannover gependelt. Meine Eltern haben mich nach der Schule zum Bahnhof in Salzderhelden gebracht, um 15.30 Uhr kam der Zug, sodass ich um 16.30 Uhr in Hannover war, um 20:30 Uhr kam dann meistens der Zug zurück. Ich war also teilweise erst um 21:30 Uhr wieder in Salzderhelden und um 22 Uhr zu Hause.“

"In welcher Liga hast du dann da gespielt?"

„In der C-Jugend war es die Regionalliga, damals die höchstmögliche Liga. Die Nachwuchsbundesliga wurde da erst gegründet und da musstest du dich aber noch für qualifizieren. Später hat das bei Hannover nicht mehr so funktioniert, die Bedingungen sind auch ganz andere als heute. Damals hatten sie auch noch kein Jugendleistungszentrum. In der A-Jugend hat Braunschweig dann Interesse gezeigt. Somit habe ich in der A-Jugend zwei Jahre für Braunschweig gespielt.“

"Haben die in der Jugendbundesliga gespielt?"

„Ja, die haben da auch gespielt. Als ich im jüngeren Jahrgang war, habe ich zum Beispiel mit Karim Bellarabi (derzeit Profi bei Bayer 04 Leverkusen) zusammengespielt. Er ist ein ganz lustiger Typ und war sehr schwer vom Ball zu trennen. Wenn es Talentsterne geben würde, hätte er diese fünf Sterne bekommen - man stand daneben und musste nicht viel mehr tun. Mit ihm habe ich auch meinen Zivildienst gemacht. Bei Hannover 96 habe ich im Übrigen mit Konstantin Rausch zusammengewohnt. Gegen Ende der A-Jugendzeit gab es Gespräche zwischen mir und Braunschweig. Ich hätte dort in der zweiten Mannschaft spielen können, aber ich wollte zu dem Zeitpunkt lieber eine Ausbildung machen. Ich bin dann zum TuS Wettbergen in die Landesliga gewechselt. Der Umstieg vom Jugend- in den Herrenbereich war schon krass.“

“Gab es Schwierigkeiten bei deinem Wechsel von Hannover nach Braunschweig?"

„Nein, ich habe mein Vertrag einfach auslaufen lassen und dann wurde mit mir zum Winter gesprochen. Im Jugendbereich ist da nicht so eine krasse Rivalität."

"Hast du noch Kontakte zu Personen aus dem Profifußball?"

„Nein, ich bin auch auf Sozial Media gar nicht vertreten. Ich denke, wenn mich Karim Bellarabi sehen würde, würde er mich erkennen, aber Kontakt habe ich mit keinem mehr.“

"Gab es damals Situationen, in denen du bereut hast, Nachwuchsfußballer zu sein?"

„Nein damals nicht. Es gab manchmal Situationen, in denen ich es blöd fand, dass ich trainieren musste, wenn ich z.B. Einladungen zu Geburtstagen in der Heimat hatte. Wenn man man mich heute fragen würde, ob ich es wieder so machen würde, würde ich es aber genauso wieder machen. Das hat mich quasi auch zu dem gemacht, der ich heute bin.“

"Seit einigen Jahren bist du nun schon wieder zurück bei deinem Heimatverein. Dort trägst du die 17 - hat das eine Bedeutung für dich?"

„Früher hatte ich wegen Michael Ballack immer die 13 - mit ihm konnte ich mich gut identifizieren. Mittlerweile ist es die 17 - jede Zahl, in der die sieben drinsteckt ist, ist für mich eine Glückzahl. Da die sieben belegt war, als ich zurückgekommen bin, habe ich die 17 genommen."

“Wie hast du dich in der Coronapause beziehungsweise in den Sommerpausen ohne Fußball fitgehalten?"

„Das ist eine sehr gute Frage. In der Coronapause haben wir eine Lauf-Challenge gemacht. Jeder ist oft laufen gewesen. Das haben wir in zwei Gruppen gemacht. Später, als es ein bisschen langweiliger wurde, haben wir jedem einen Partner aus der anderen Gruppe zugelost, und derjenige, der fünf Kilometer schneller gelaufen ist, hat einen Punkt für sein Team geholt.“

"Auch in dieser Saison seid ihr in der Bezirksliga vertreten. Wie verlief eure Saisonvorbereitung?"

„Unsere Saisonvorbereitung verlief sehr gut, bis zum Spiel in Stadtoldendorf, wo sich Rene Pressentin schwer verletzt hat. Er fällt immer noch aus, kam aber vor kurzem aus der Reha wieder. Zehn Minuten später hat sich Timo Spangenberg auch noch eine Rippe gebrochen. Das hat natürlich unserer Vorbereitung einen Knacks gegeben. Darüber hinaus musste sich unsere Nummer 1 Jonas Schnepel einer Operation unterziehen, sodass er diese Saison noch kein Pflichtspiel bestreiten konnte."

“Was war euer Ziel für die laufende Saison? Seid ihr da auf einem guten Weg, diese Ziel zu erreichen?"

„Das Ziel ist jede Saison der Klassenerhalt. Wenn wir von der SG Dassel/Sievershausen die Klasse halten, haben wir eigentlich alles rausgeholt. Das hat bis jetzt ganz gut geklappt. Diese Saison müssen wir aufpassen. Wir hätten uns gerne erspart in diese Abstiegsrunde zu gehen, aber müssen da jetzt durch. Mit zwei Unentschieden aus den ersten beiden Spielen können wir gut leben."

“Zu guter Letzt noch eine Frage zur nächsten Saison: Warum traust du dir die Doppelbelastung als Spielertrainer zu?"

„Ich traue mir die Rolle als Spielertrainer zu, weil ich das Gefühl habe, dass ich der Mannschaft sowohl auf dem Platz als auch neben dem Platz viel geben kann. Mein Ziel ist es nicht, dass ich deswegen jedes Spiel 90 Minuten spiele. Man sieht von außen viele Dinge, die man auf dem Platz nicht sieht. Deshalb ist der Wunsch von Kevin und mir auch, dass immer mindestens einer von uns draußen ist und das Spiel von der Seitenlinie aus lenkt."

Bericht: Aaron Bertram, Foto: mm