Grünenplan (mm). Früher der Torjäger, heute Identifikationsfigur - viel treffender können die Worte auf den mittlerweile 37-jährigen Michael Seyd vom TuSpo Grünenplan wohl nicht gewählt werden. Als Kapitän führt der Routinier seine Mannschaft in der Bezirksliga aufs Feld - und das nach über 20 Jahren ohne Bezirksfußball in der Hilsmulde. Wir haben die Winterpause genutzt und uns mit Michael Seyd über seine fußballerische Laufbahn und die aktuelle Lage beim TuSpo Grünenplan unterhalten.

Redaktion: "Michael, schön, dass du dir für dieses Interview die Zeit nimmst. Wo hast du mit dem Fußballspielen angefangen?"

Michael: "Sehr gerne. Ich habe im jungen Alter bei der Jugend des TuSpo Grünenplan angefangen Fußball zu spielen. Anschließend spielte ich bei der JSG Hils, ehe wir in der C- und B-Jugend wieder eine eigenständige Jugendmannschaft des TuSpo Grünenplan hatten. In der A-Jugend war ich dann wieder bei der JSG Hils aktiv."

Redaktion: "Hast du in der Kreisauswahl und/oder im Stützpunkt gespielt?"

Michael: "Ich habe unter Jürgen Grabs in der Kreisauswahl Holzminden gespielt. Mit der Mannschaft sind wir zum Dana Cup nach Dänemark gefahren, was ein echt schönes Erlebnis war. Später habe ich dann auch im Stützpunkt unter Werner Brennecke gespielt."

Redaktion: "In welchen Ligen warst du unterwegs?"

Michael: "Beim TuSpo Grünenplan habe ich auf Kreisebene gespielt. In der A-Jugend bin ich unter anderem mit Kevin Beier, Jan Thomschke und Pierre Schal in der Bezirksliga zum Einsatz gekommen. Zu Auswärtsspielen mussten wir unter anderem in Eimbeckhausen und im hannoverschen Raum antreten."

Redaktion: "Wie verlief dein Einstieg in den Herrenbereich beim TuSpo Grünenplan?"

Michael: "Wir haben relativ früh eine gute Saison in der Kreisliga gespielt, sodass wir als Vizemeister ein Aufstiegsspiel in Gronau bestritten haben. Leider haben wir dieses Spiel mit 0:1 verloren, sodass wir nicht in die damalige Bezirksklasse aufgestiegen sind. Für mich war es auf jeden Fall etwas ganz besonderes mit meinem zwölf Jahre älteren Bruder Stefan zusammenzuspielen."

Redaktion: "Und dann kam dein Wechsel zum TSV Deinsen. Wie kam es dazu und wie blickst du auf die Zeit zurück?"

Michael: "Dadurch, dass mein Bruder Stefan früher auch mal in Deinsen gespielt hat, kannten mich die Deinser auch. Sie hatten mich beobachtet und bei mir angefragt. Nachdem wir den Aufstieg in die Bezirksklasse verpasst hatten, nahm ich das Angebot an. Deinsen spielte zu dem Zeitpunkt in der Bezirksliga und damit noch eine Klasse höher als die Bezirksklasse. Ich habe mich auf dem kleinen Platz in Deinsen immer wohlgefühlt. Da die Zuschauer so nah am Geschehen waren, war dort auch eine ganz besondere Stimmung. Gerade die Derbys gegen Alfeld habe ich noch in guter Erinnerung. Ich war mit einer kurzer Unterbrechung insgesamt fünf Jahre in Deinsen. Wir haben in jeder Spielzeit den Klassenerhalt geschafft und ich bin in einer Saison mit 26 Toren sogar Torschützenkönig geworden."

Redaktion: "Hast du auch an Auswahlspielen teilgenommen?"

Michael: "Ja. Ich habe einmal mit einer Auswahlmannschaft in Grünenplan gegen Borussia Mönchengladbach gespielt. Dort haben wir mit 0:12 verloren. Mit einer weiteren Auswahl kam es in Elze zum Duell mit Hannover 96. Wir haben mit 2:8 verloren und ich habe beide Treffer erzielt."

Redaktion: "Gab es für dich auch mal Anfragen von höherklassigen Mannschaften?"

Michael: "Ja. Als ich meine Lehre gemacht habe, hatte die Reservemannschaft von Hannover 96 bei mir angefragt. Dies habe ich dann aus den zeitlichen Gründen abgelehnt, was ich auch ein wenig bereut habe, da ich es mit Sicherheit zeitlich doch hinbekommen hätte."

Redaktion: "Wann kam es zur endgültigen Rückkehr nach Grünenplan?"

Michael: "Im Sommer 2009 bin gemeinsam mit Jan Thomschke und Kevin Beier zurück nach Grünenplan gewechselt. Ruben Lange hatten wir in Deinsen kennengelernt und auch mit nach Grünenplan genommen. Grünenplan war in der Vorsaison in die 1. Kreisklasse abgestiegen, sodass wir unter Klaus Tiesemann den Wiederaufstieg in die Kreisliga perfekt gemacht haben."

Michael Seyd geht als Kapitän immer voran

Redaktion: "Auf Tiesemann folgten mit Martin Riemer, Karsten Tute und Waldemar Delzer drei weitere Trainer. Wie hat sich euer Spielstil in dieser Zeit geändert?"

Michael: "Wir waren eigentlich immer eine Kontermannschaft. Gegen Teams, gegen die wir das Spiel machen mussten, haben wir uns schwer getan. In der letzten Saison haben wir mit unserem Spielermaterial bewiesen, dass wir auch das Spiel an uns reißen können. Unser Spielsystem hat sich in den letzten Jahren geändert. Zuerst haben mit einem Libero gespielt, dann haben wir auf eine Dreierkette gebaut und jetzt spielen wir mit einer Viererkette."

Redaktion: "Hattest du dir erhofft irgendwann einmal mit deinem Heimatverein in der Bezirksliga spielen zu können? Wie schaust du auf die vergangene Saison zurück?"

Michael: "Ich hatte es mir schon erhofft, irgendwann mal mit Grünenplan in der Bezirksliga zu spielen, aber es nicht erwartet. Wir waren in den letzten Jahren oft nah dran und sind letztlich meistens Dritter geworden. Vor der letzten Saison hatten wir den Aufstieg als klares Ziel ausgegeben. Im ersten Saisonspiel haben wir knapp gegen Dielmissen gewonnen und anschließend gegen Holenberg und Kirchbrak verloren. Somit war die Euphorie recht schnell gedämpft. Wir sind aber ruhig geblieben und haben eine Serie gestartet. Bis zum Ende der Spielzeit haben wir keine Niederlage mehr kassiert - das war schon besonders."

Redaktion: "Wie bewertest du eure Hinrunde in der Bezirksliga?"

Michael: "Im Großen und Ganzen bin ich mit der Hinrunde ganz zufrieden. Als Aufsteiger ist man ja froh, wenn man die Klasse hält und derzeit stehen wir über dem Strich. Wir haben allerdings gegen die direkten Konkurrenten SV Alfeld, TuS Hasede und FC Stadtoldendorf fünf - sechs Punkte liegen gelassen. Man muss aber auch sehen, dass wir viel Verletzungspech hatten und wir kein Spiel mit der ersten Elf gemacht haben. Wir können froh sein, dass wir so eine funktionierende zweite Mannschaft haben, die uns immer wieder unterstützt hat. So konnten wir aber auch überraschende Siege gegen Schliekum und Almstedt feiern."

Redaktion: "Mit Tobias Schütte und Nasser Abdolkhani haben euch zwei Spieler verlassen - kehren die Langzeitverletzten Sascha Fricke und Alexander Delzer bald wieder zurück? Was muss besser werden, um den Klassenerhalt zu schaffen?"

Michael: "Wir haben immer gut ausgesehen, wenn wir das 1:0 gemacht haben. In einigen Spielen haben wir unsere Chancen zu leichtfertig vergeben und dann das Gegentor bekommen. Unsere Einstellung nach Gegentoren muss besser werden. Wir müssen die Grünenplaner Tugenden einfach wieder auf den Platz bringen. Einer der diese Tugenden verkörpert ist Sascha Fricke, der nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch hart an seinem Comeback arbeitet und alles dafür tut, bald wieder spielen zu können. Alexander Delzer wird aller Voraussicht nach leider noch länger fehlen. Sein Ausfall schmerzt uns enorm".

Redaktion: "Welche Unterschiede konntest du zwischen der Kreis- und der Bezirksliga erkennen?"

Michael: "Man merkt, dass es die Bezirksklasse nicht mehr gibt. Es ist zwischen den beiden Klassen vom Niveau her mehr als eine Liga Unterschied. Das Spiel ist viel schneller und körperbetonter geworden. Die Mannschaften aus dem Hildesheimer und Hannoveraner Raum sind echt stark."

Redaktion: "Zu guter Letzt eine Frage, die ich dir stellen muss. Wie schaffst du es mit 37 Jahren noch so fit zu sein und wielange dürfen wir dich noch in der Grünenplaner Herrenmannschaft spielen sehen?"

Michael: "Mein Körper fühlt sich einfach noch nicht wie 37 Jahre an. Mit 34 Jahren war meine fußballerische Laufbahn nach einem Knorpelschaden schon so gut wie beendet, aber das ist alles super verheilt und ich hatte seitdem auch keine Beschwerden mehr. Ich bin einer, der im Training immer noch vorneweg läuft und ich denke, dass ich noch zwei - drei Saisons, wenn ich verletzungsfrei bliebe, spielen kann."

Nach seinem Tor gegen den FC Stadtoldendorf jubelte Michael Seyd mit Sascha Fricke

Fotos: mm